eMails aus Kuba
von Jürgen Brenner

20.2.06
Hallo Ihr Lieben,

Kuba ist viel verrückter als ich je gedacht habe. Wir sind Donnerstag Morgen an einer wunderschönen Küste vor hohen Bergen, ein wenig ausgetrocknet angekommen, dann 30 Meilen die Küste entlang gefahren und schließlich in die Bucht von Santiago eingelaufen, rechts eine alte Festung, links am Strand kleine Bunker mit Schießscharten. Über Funk wurden wir dann aufgefordert, vor der Marina zu ankern und abzuwarten. Das war ungefähr um 1430. Um 1600 dann die Aufforderung, am Steg anzulegen, wo wir sowieso angelegt hätten. Dann kamen eine Frau und ein Mann vom Gesundheitsdienst und haben Formulare ausgefüllt und waren ganz glücklich über meinen Stempel. Und wollten 5 CUC (konvertible Pesos, von denen einer ungefähr einem Euro entspricht). Wir hatten aber nur Dollar oder Euro.. Dann kamen eine junge Frau und ein Mann von der "Immigration" und haben uns Visa ausgestellt und Formulare ausgefüllt - pro Person 15 CUC - später zu bezahlen.
Dann kamen ca. 6 Leute vom Zoll und ein Drogenhund, eine Schäferhund, der recht geschickt die Treppe runter ist und dann alles beschnüffelt hat und am liebsten mit meiner Fototasche gespielt hätte. Diese Herren sind ungefähr 2 Stunden tätig gewesen, sich aber dabei meist selbst im Weg gestanden und haben viele Formulare in 4-fach Durchschreibsätzen ausgefüllt, die ich dann unterschrieben und abgestempelt habe. 30 CUC zu zahlen. -später, am nahen Flughafen sollte es eine Wechselstube geben. Der Ärztin, die zuerst an Bord war, habe ich noch Orangensaft und Kekse angeboten, die Invasion danach konnte ich aber nicht mehr bewirten. Dann war da noch der Chef vom Dienst der Marina, der Formulare ausgefüllt hat. Und dann sollte noch die Tierärztin kommen und die Lebensmittel und Hygiene kontrollieren, aber erst am nächsten Morgen. Inzwischen war hier alles dunkel und hochgeklappt, so daß wir den ersten Abend an Bord geblieben sind. Am Freitag um 10 war die Tierärztin immer noch nicht da, da haben wir ein Taxi bestellt, um in die Stadt zu fahren. Gleichzeitig mit dem Taxi kamen dann 2 Mädels vom Veterinär- Dienst, die eine hat mich erstmal gefragt, ob ich sie heirate und mitnehme aus Kuba, sie haben dann alles ganz schnell gemacht, mußten aber auch mehrere Formulare ausfüllen, die ich gestempelt habe, und nun darf ich keine ausländischen tierischen Abfälle ins Meer schmeißen und auch nicht als Angelköder verwenden.. Das kostete 20 CUC- später zu bezahlen. Das Taxi wartete immer noch, da hat mich der Zollbeamte angesprochen, in seinem Büro sollte ich Formulare unterzeichen und stempeln und 30 CUC zahlen, hatte ich aber noch nicht, da ich ja noch nicht mit dem Taxi fortkonnte, das immer noch wartete. Und dann sind wir ganz ohne Komplikationen zum nahen Flughafen gefahren und ich habe auf meine Kreditkarte 500 CUC bekommen, allerdings nur gegen Formulare und ca. 30 min. rechnen und ausfüllen. Und der Taxifahrer hat auch darauf gewartet und uns dann in die Stadt gebracht.
Im Zentrum der Stadt, die im wesentlichen aus einstöckigen Primitiv-Beton-Bauten und im Zentrum einigen schmucken größeren Häusern aus der Kolonialzeit besteht und einigen Plätzen mit gigantischen Revolutionsdenkmälern, dann eine Buchhandlung mit ungefähr 20 Büchern, dort habe ich einen Stadtplan bekommen, wie er sonst in Info-Büros ausliegt für 3 CUC. Wir sind erstmal ein wenig rumgelaufen und auf eine Hotel-Dachterrasse gestiegen, wo man einen schönen Ausblick hatte. Dann wollten wir eine Rundfahrt machen, man wird auch dauernd angequatscht, ob man ein Taxi will oder Zigarren oder sonst was. So haben wir Wilfredo und seinen Neffen Hubert kennengelernt, er angeblich Tierarzt in einer Ziegenfarm, Hubert irgendwas undurchschaubares. Aber Hubert hat einen 24- jährigen Mosquitsch, mit dem sie uns dann zu den Sehenswürdigkeiten bringen wollten. Zuerst die Tabakfabrik, die man aber leider nicht besichtigen konnte, da irgendwas kaputt sei. Vor der Tabakfabrik dann geheimnisvolles Tun, wir sind dann eine Straße weiter verstohlen in ein Haus gelotst worden, wo man uns im Halbdunkeln Zigarren angeboten hat, die berühmten Cohibas für ich glaube 24 Stück 90 CUC und andere für 40 oder 50 CUC, sonst würden die das doppelte kosten. Die Bayern haben welche mitgenommen.
Dann sind wir zur Rumfabrik - Besichtigung verboten -, dann zum Friedhof mit dem Grabmal des José Marti, Nationaldichter für den Freiheitskampf gegen die Spanier und am ersten Tag, an dem er eine Waffe in die Hand genommen hat, erschossen worden. Da war eine Wachablösung mit Musik und preußischem Stechschritt, haben wir aber nur von weitem angeschaut, da schon wieder Eintritt verlangt wurde. Und dann zum Rum-Museum, wo die Rumherstellung demonstriert werde - war zu. Dann zur Moncada-Kaserne, wo Castro 1953 einen ersten Aufstand versucht hatte und danach 2 Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Heute Schule und in einem Flügel - man sieht noch die historischen Einschußlöcher (die aber nachgemacht sein sollen)- eine Revolutionsausstellung mit Schautafeln, Uniformen, Bildern und Waffen, recht gut gemacht. Und dann zu einem Restaurant in den nahen Bergen mit phantastischem Blick auf Santiago und das Meer und das Gefängnis, wo Castro einige Monate verbracht hat, immer noch recht groß und in Betrieb. Da haben wir dann Reis, Schweinebraten, Tomatensalat und gebratene Kochbananen, Bier und Wasser bestellt und 35 CUC für 5 Leute bezahlt und ich habe , da kein Wechselgeld da war, für 5 CUC ca. 130 "Peso nationale" bekommen. Hier gibt es zwei Währungen, die CUC (konvertible Pesos) und die Peso Nationale. Die Leute werden wohl in Peso nationale bezahlt und können Lebensmittel wohl auch damit bezahlen, soweit ich weiß für unsere Verhältnisse spottbillig, wir haben z. B. Zuckerrohr-Saft getrunken, 1/2 l für 1 Peso, das sind wohl ca. 5 Eurocent. Aber alles andere gibt es wohl nur in speziellen Läden, wo mit CUC bezahlt werden muß, angeblich auch Kleidung, wobei alle Kubaner, besonders die Frauen topschick gekleidet sind. Und diese Läden sind rar und man kann in Santiago keinen Dosenöffner kaufen.
Und dann zurück zur Marina, ich wollte unseren neuen Freunden einen Kaffee anbieten, aber die Marina ist verbotenes Gelände für Kubaner und ein ausländisches Schiff zu betreten, ist wohl eine schwerere Straftat. Die Marina kostet 17 CUC pro Tag, hier liegen insgesamt 5 Schiffe, davon wird bezahlt: Marinapersonal 24 Std. am Tag, Mehrere Putzfrauen, rund um die Uhr mindestens 3 Wachmänner, die an einem Tischchen sitzen und in große Kladden eintragen, wer wann den Steg entlang geht. In der ersten Nacht habe ich auf der Suche nach Toilettenpapier diese Kladde auf einer Fensterbank gesehen und wollte gerade was rausreißen - sah wie Altpapier zu diesem Zweck aus - da ist der Wachhabende aufgesprungen und hat seine Kladde verteidigt und mir ein Stück Zeitung gegeben. Aber alle sind freundlich und zuvorkommend und hilfsbereit. Und abends sind wir dann noch in ein Dachterrassenlokal mit kubanischer Salsa-Musik oder so, jedenfalls auf echten Instrumenten ohne Elektronik. Dazu haben unsere Freunde dann noch Chikas mitgebracht, mit denen wir danach in einer dunklen Gasse in einem Privathaus heimlich verschwinden sollten, was wir aber abgelehnt haben. Getränke und Eintritt haben fast europäische Preise, jedenfalls war nach kurzer Zeit das Geld fast weg. Mal sehen, ob wir auf Dauer zu Peso-Preisen leben können oder zu CUC. Ich weiß auch nicht, ob in jedem Hafen wieder Zoll-und ähnliche Gebühren fällig werden. Man muß wohl vor jeder Abfahrt wieder eine Zoll-Abfertigung machen lassen, vielleicht entfernen sie dann wieder die Siegel von den Raketen und von dem Hand-GPS..
Gestern waren wir dann noch weiter weg in den Bergen, teils über 6-spurige Autobahnen mit Radfahrern, Ziegen, Reitern, Trauben von Trampern, stinkenden Uralt-Lastwagen und einigen Autos. Dann über Schotterstraßen, die den Mosquitsch fast zerlegt hätten zu einem Hotel an einem Wasserfall (1CUC Eintritt), Formulare ausfüllen (was, Sie haben keinen Paß dabei???). An der Straße überall flache Steine oder Tafeln mit Revolutionssprüchen wie in der DDR. Im CDR Comité de Defencia de la Revolucion oder ähnlichen Organisationen muß hier jeder organisiert sein, und diese Komiteemitglieder bespitzeln sich dann untereinander oder so. So wird das hier wohl wie in der DDR enden, am Bürokratismus erstickt. (Erster Eindruck)
Die Abreise der Crewmitglieder scheint ohne Probleme zu gehen, ob das für neue Crewmitglieder auch gilt, kann ich in 14 Tagen berichten, solange habe ich erstmal "Urlaub".

Ich hoffe, Ihr habt noch keine quadratischen Pupillen,

Euer Jürgen, Weltmeister im Stempeln von Formularen (Für uns ist ein eigener Leitz-Ordner im Hafenmeisterbüro angelegt worden)

23.2.06
Hallo Ihr Lieben,

Außerhalb der Bürokratie gibt es hier nur unwahrscheinlich nette Menschen. Gleich um die Ecke wohnt Pedro, der mich an der Bushaltestelle angesprochen hat. Mitte 40, wohl arbeitslos (?) und wohnt mit Frau und 3 Kindern, Sohn 16, Töchter 5+7 in einer winzigen Bretterbude. Er hat von allen möglichen Seglern alte Flaggen geschenkt bekommen, die er in seinem Wohnzimmer (4x1,50) aufgehängt hat, gleich über einem Fernseher, DVD-Spieler und , Stereo-Radio und reichlich Plastikblumen. Ich sollte gleich zum Essen bleiben, der Bus käme sowieso erst in mehr als einer Stunde. Er geht mit seinem Sohn täglich von 8-9 in eine Abendschule Englisch lernen und freut sich über Konversation auf Englisch. Es gab dann Huhn. Reis, Tomatensalat, Puffer aus geriebenen Süßkartoffeln, Ei, Zwiebeln, vorher Hühnersuppe mit Nudeln. Und am nächsten Tag sollte ich schon wieder zum Essen kommen, dabei haben wir die Titanic-Schnulze gesehen. Und heute habe ich in der Stadt eine Professorin (Lehrerin) für spanische Literatur in einem "Casa de Cultura" getroffen. Lehrer verdienen hier 330 Pesos Nationales, das sind ca. 13 Euro im Monat. Nahrungsmittel in Märkten sind zwar billig, aber für Kleidung, Hausrat und Kosmetik muß in CUC zu fast deutschen Preisen bezahlt werden. Auch Miete, Wasser und Strom muß bezahlt werden, Ärztliche Behandlung kostet nichts, aber Medikamente müssen bezahlt werden, da weiß ich noch keine Preise. Und die Leute scheinen tatsächlich alle auf Castros Ende zu warten und auf mehr Freiheit beim Geschäftemachen. Ohne Schwarzmarktgeschäfte oder Prostitution kann man hier wohl nur ganz schwer überleben.
Heute habe ich in einem Antiquariat auch einige spanische Bücher besorgt. Die Buchhandlungen hier sind sonst alle zu, weil Ende nächster Woche eine Buchmesse stattfindet und die Bücher wohl dorthin geschafft werden müssen.. Auf der Bank wollte ich Dollar tauschen, das ging nur mit Paß - hatte ich nicht dabei, da hat sie meinen Perso akzeptiert und dann Formulare ausgefüllt, die ich unterschreiben mußte, und u.a. handschriftlich alle Nummern von den Scheinen abgeschrieben.. In und vor jeder Bank sitzen 2 Polizisten..

Soviel für heute,
Liebe Grüße,
Euer Schwarzmarktexperte

27.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Ich bin noch in Santiago und erlebe so allerlei: Heute war ich mit dem Bus in der Stadt. Kostet umgerechnet 1 Cent. Tomaten gibt es für ca. 24 Cent das Kilo, Lammkeule für ca. 2 Euro das Kilo, Auch Zwiebeln, Knoblauch, Reis, Süßkartoffeln, Grüne Bohnen, Weißkohl, Salat gibt es fast geschenkt. Teuer sind nur die Transporte, wenn man keinen Bus kriegt. Jeder, der ein Auto besitzt, quatscht Touristen an "Taxi, Taxi" und dann verlangen sie fast deutsche Taxipreise, man kann aber handeln. Der Tank ist immer fast leer und nachtanken tun sie nur 3 oder 5 Liter. So bleibt die Karre unterwegs oft stehen und dann haben sie meist eine Wasserflasche voll Benzin - heute hat mein Fahrer diese Flasche neben den Motor in den Motorraum gestellt, einen kleinen Schlauch reingesteckt und den statt der Benzinleitung an den Vergaser angeschlossen. Na ja, explodiert ist die Karre nicht, obwohl die Straßen sehr holperig sind und die Flasche nicht mal festgebunden war. Auch die Motorradbesitzer betätigen sich als Taxi, sprechen aber vorwiegend Kubaner an. Viele LKWs haben auf der Ladefläche Sitzbänke und Haltestangen und fahren wohl als private Busse, was man da zahlt, weiß ich noch nicht.
Ich glaube, die Museen von Santiago habe ich jetzt durch, 1 Kirchengeschichtliches Museum mit Stücken aus der Gründerzeit der Kathedrale um 1500 rum, eine ehemalige Villa eines Zucker und Rummagnaten mitten im Zentrum, das Museum Bacardi, 1880 vom Rum- und Zucker-Baron Bacardi gegründet mit Stücken (wenig) aus der vorkolumbianischen Zeit, aus der Zeit der Besiedlung und aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien und eine Abteilung für moderne Malerei und Plastik, die Festung El Morro am Eingang zur Bucht, ca. 10 km von der Stadt, nur das Rum Museum fehlt noch. Und im Theater war ich auch, irgendsowas wie "der Widerspenstigen Zähmung", wunderschön gespielt, aber so schnell wie die sprechen, kaum ein Wort verstanden.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Kuba, z.Z. wieder ohne Wasser aus der Leitung, dafür viele Straßen unter Wasser wegen Rohrbrüchen.
von Jürgen

1.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Gestern war ich auf der Buchmesse, habe einige kubanische Bücher gekauft für Pfennige, dafür gibt es nur eine lächerlich geringe Auswahl und was nicht da ist, kann man auch nicht bestellen, auch kein Lexikon Spanisch-Deutsch. Es gab auch einen "Multimediaraum" mit einigen Computern, aber die Verbindung zum Internet war kaputt.
Noch was verrücktes habe ich mitgekriegt: In Santiago läuft z.Z. ein Programm, Propangas in Flaschen, mit dem man hier kocht, durch Strom zu ersetzen. Dafür musste jeder Haushalt einen elektrischen Reiskocher und einen elektrischen Drucktopf kaufen. Ab Mai gibt es dann kein Gas mehr. Die Elektroleitungen in den Häusern sind aber so verrottet und auch die Zuleitungen, dass es sicher zu größeren Stromausfällen kommen wird, wenn alle elektrisch kochen. Die Kochgeräte kosten mehr als einen Monatslohn, aber es gibt wohl Kredite (?). Und die Kochtöpfe sind eher chinesische Billigware, die sicher nicht lang hält. Und das ganze wird als Energiespar-Revolution gefeiert..

Liebe Grüße,
Euer Seefahrer

4.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Mittwoch ist Tina angekommen, die mich die nächsten Wochen begleiten wird. Mittwoch Abend sind wir in eine Strandbar nahe der Marina gegangen, zu Essen gab es nichts, nur Bier recht billig für Nationalgeld, ungefähr 50 Euro Ct für 0,25 l. Dort haben wir Roberto Ferrer getroffen, ein Sänger und Sohn des berühmten Ibrahim Ferrer vom Buena Vista Social Club. Er hat ein Auto und uns gleich eingeladen, am nächsten Tag mit in die Stadt zu fahren. Kostet nichts.. Auf dem Weg dorthin hat ein Reifen bedenklich geschlackert und er wollte sich schnell einen neuen gebrauchten besorgen, ich habe ihm dafür 15 CUC gegeben. Und Benzin brauchte er auch noch, ich habe ihm 7 CUC gegeben. Und dann waren wir in der Stadt spazieren und auch im Casa de Trova, dem Sängerhaus und dann Essen und dann wollte er uns seine CDs schenken. Für selbstkopierte habe ich dafür nochmal 10 CUC bezahlt. Und aufdem Heimweg hat dann der neue Reifen so geeiert, daß wir ihn wieder gegen den alten ausgetauscht haben. Und 3 km weiter ist der geplatzt, wir haben wieder den eierigen aufgezogen. Nach 50 m ist dann die Felge total zerbrochen und das Auto stand auf der Achse. Er hatte noch einen Ersatzreifen, den wir dann aufgezogen haben, der hatte aber keine Luft. Die letzten km sind wir dann im Schrittempo ohne Luft gefahren.
Am nächsten Tag wollte er mit uns einkaufen fahren. Er hatte inzwischen einen neuen Reifen besorgt und ist dann mit mir zu einem Markt gefahren, wo es Gemüse, Fleisch und Obst gab und zu einer Bäckerei mit recht leckeren Brötchen. Und dann zu einer Werkstatt, dort sollte die Achse gerichtet werden. Der Monteur hat eine Unterlegscheibe aus einer alten Mutter gebastelt und so lange rumgeschraubt und mit Wasserwaage und Meßstab die Spur und die Achsen eingestellt, bis das Auto wieder geradeaus lief. Dafür habe ich 5 CUC bezahlt und dann noch 15 für Benzin und Tina hat später noch 35 für Ölwechsel bezahlt. Dafür waren wir dann gestern Abend wieder in der Strandbar, dort gab es dann eine phantastische Tanzshow. Es ist schon unglaublich, wie sich die Frauen hier bewegen und wie alle das Tanzen und die Songs im Blut haben, schon die 4-jährigen. Alle singen auch immer die Lieder mit..
Na ja und dann sind wir heute endlich los. In der Marina gab es seit 3 Tagen kein Wasser, so daß die Tanks nur halb voll sind. Zum Ausklarieren mußten wir dann auf Hafenbehörde und Zoll warten, statt wie verabredet um 10 kamen sie um 12 und haben wieder mehrere 4-Fach Durchschreib-Formulare ausgefüllt und pro forma in die Schränke geschaut, um 1 konnten wir dann los und wollen heute Abend in Chivirico sein, 32 sm westlich von Santiago.

Liebe Grüße aus dem heißen sonnigen Kuba,
Euer Jürgen

6.3.06

Gestern Abend sind wir in Chivirico gewesen, einer wunderschönen kleinen Bucht mit Mangroven, Palmen, einem verfallenen Steg, einem verfallenen ehemaligen Landhaus und oben auf dem Hügel einem Hotel.
Morgens kam ein Polizist angerudert - kein Diesel- und hat die Papiere sehen wollen, aber nichts ausgefüllt oder gestempelt. Jetzt segeln wir mit leichtem Rückenwind und wenig Speed Richtung Westen nach Portillo.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Kuba,
Euer Jürgen

8.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Portillo ist eine wunderschöne Bucht mit Palmenstränden und 2 schönen Hotels, wo hauptsächlich Kanadier und Deutsche Urlaub machen. Im einen ist "all inclusiv" und der Barmann an der Strandbar wollte für das Bier nichts kassieren. Wir haben Wasser in Kanistern geholt und dann das Dorf der Kubaner besucht. Morgens war eine Fischerin mit 2 Polizisten zum Boot gerudert, die lange Papiere ausgefüllt haben und unsere Befahrenserlaubnis mitgenommen haben. Heute früh ist der Polizist selbst zu uns gerudert und hat die Befahrenserlaubnis zurückgebracht. Die Fischerin hat uns - ohne daß die Polizei davon wissen darf - Gemüse, Eier und Pulpo gegeben - Wir sollten bezahlen, was wir für richtig hielten. Leider ist der Segelwind immer noch schwach, so daß wir viel motoren müssen. Mal sehen, wie lange der Diesel reicht..
Auf See gibt es weniger Verrücktes, außer, daß viele Leuchtfeuer seit dem Hurrican Denis kaputt sind, was das Segeln nachts , besonders die Einfahrt in Ankerbuchten, spannender macht.

Liebe Grüße,

von Eurem Seefahrer

12.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Wir schaukeln sanft auf dem klaren blauen Wasser, die Genua zieht uns bei leichtem Rückenwind mit 4 Knoten zu unserem nächsten Ankerplatz Cayo Anclitas, den wir kurz vor Dunkelheit erreichen wollen. Die Cayos los Jardines de la Reina sind ganz viele kleine Inseln mit Mangroven bestanden hinter einem Korallenriff, wohl meist unbewohnt bis auf wenige Fischer.
Wir sind die einzigen Segler weit und breit. In den Lagunen stehen Flamingoartige Vögel auf einem Bein und schauen ins Wasser nach Fischen. Ab und zu sieht man einen Hai seine Runden drehen. Gestern hatten wir Besuch von 2 Fischern, die jeweils für 1 Monat hier leben und mit Ruderboot und Harpune fischen. Sie haben uns 6 große Hummer geschenkt, die wir gar nicht auf einmal essen konnten und wollten uns noch viel mehr geben.. Heute wollten Mario und Sabino, die Fischer mich mitnehmen zum Schnorcheln und Harpunieren, aber wir müssen ja weiter um pünktlich in Cienfuegos zu sein. Hier gibt es auch keine Grenzpolizei, die sonst täglich an Bord kommt und Papiere ausfüllt und stempelt.

Liebe Grüße ins kalte Deutschland,

Euer Jürgen

16.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Nach einigen Tagen der Ruhe und Einsamkeit in lauschigen Cayos, leider in der Nähe der Mangroven mit kleinen Mücken, ähnlich den Sandfliegen waren wir 2 Tage in Casilda- Trinidad. Trinidad ist eine der ältesten Städte Kubas und aus der ersten Kolonialzeit stehen noch Kirchen und aus der Hochzeit der Zuckerbarone und des Sklavenhandels ist das alte Zentrum noch vorhanden, allerdings sehr verfallen. Hier ist jetzt ein Touristenzentrum entstanden mit Museen (alte Villen der Zuckerbarone), vielen Straßenhändlern mit Kitsch und Handwerk und Kunst, Holzschnitzereien, netten Restaurants und viel Musik.
Abends gab es wieder eine Show mit Musik, und Tanz. Hier kommen auch alle Kuba-Pauschal-Touristen vorbei, man trifft viele Deutsche und Kanadier. Neben der Marina, die 6 km außerhalb des Ortes liegt, gibt es 2 Hotels - Super-Luxus. Als Segler ist man da nicht willkommen, da "alles inklusive" gebucht ist. Der Nachtwächter hat uns aber nach längerem Verhandeln am Strand auf einem Liegestuhl sitzen lassen und uns ein Bier gebracht. Jetzt sind wir unterwegs nach Cienfuegos, wo am Samstag Tina dann abreist und die nächste Crew erwartet wird.

Liebe Grüße und einige von den 32 Grad ins kalte Deutschland sendet
Euer Kubaskipper Jürgen

21.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Uns gibt es noch, aber im Hafen von Cienfuegos war die Funkverbindung grottenschlecht, so daß ich nur empfangen, aber nicht senden konnte. Cienfuegos ist eine sehr schöne Stadt mit einem kleinen Ansatz von Reichtum. Im Süden Richtung Strand wohnen einige Kubaner in schön hergerichteten Villen (immer noch bescheiden für deutsche Begriffe, aber immerhin keine Bruchbuden.) und das Zentrum hat eine richtige Fußgängerzone, und alles nicht nur für Touristen.
Tina hat eine Freundin, die ist mit Carlos verheiratet, der hier im Hafen das Be- und Entladen von Schiffen leitet. Sie lebt in Nürnberg und verbringt ihre Urlaube hier, er fährt im Urlaub nach Deutschland. Er hat uns Samstag abend zum Essen eingeladen und dabei war Baseball- Weltcup im Fernsehen und Kuba hat gegen Puerto Rico gewonnen und heute ist dann das Finale und alle Kubaner sind glücklicher, als die Deutschen bei einer gewonnenen Fußball WM. Carlos besitzt eine Eigentumswohnung mit einem kleinen Garten, die 8000 Peso gekostet hat und von der Hafengesellschaft in einem Plattenbaugebiet errichtet worden war. Es ist das Erdgeschoß eines 2-stöckigen Flachbaus. 3 Zimmer, Küche, Bad und Terrasse/Garten. 8000 Peso sind 333 Euro, andererseits ca. 16 bis 23 Monatsverdienste. Mit Farben und Zubehör aus Deutschland hat er es sich recht angenehm gemacht mit gefliestem Badezimmer, el. Warmduschen, gefliester Küchenzeile mit Edelstahlspülbecken. Nur die Elektroinstallation ist haarsträubend, zum Glück nur 110 Volt, so daß man sich an nicht isolierten Kabeln nicht gleich den Tod holt. Gegessen haben wir typisch kubanisch, d.h. Reis mit schwarzen Bohnen gemischt, Salat mit Tomaten, Gurken, Paprika, roter Beete, frittierte Bananenscheiben, Schweinefleisch im Drucktopf gegart, lauter Stücke mit Knochen dran wie Rippchen. Alles ganz mild, Pfeffer mögen sie nicht und gibt es auch nur wenig und teuer.
Wir sind jetzt unterwegs nach Cayo Largo, wo wir morgen ( Di.) Mittag ankommen wollen.

Liebe Grüße,
Euer Kubaskipper

24.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Grünes kristallklares Meer, der Anker liegt in 4 m Tiefe, am Grund sieht man Steine, Seegras, ab und zu einen Rochen. Schnorcheln in seichteren Gefilden, dort ein Wrack in 2 m Tiefe mit tausenden bunten Fischen, kleinen und etwas größeren und ein Brakuda, der aber sich von der Angel losreißt. Von Cienfuegos sind David und Barbara mitgesegelt und wir haben zusammen die Hummer verspeist, die David mit Harpune und den Händen aus dem Meer gefischt hat.
Am nächsten Tag besuchen uns Fischer, die uns wieder mehr Hummer schenken, als wir essen können. Ich revangiere mich mit einer kleinen Flasche Rum. mehr habe ich nicht zu verschenken. Dann gab es Hummer mit Bratkartoffeln, vorher Meeresschnecken in Knoblauchbutter mit Salat von Gurken und Tomaten. Und Rum gemischt mit Guarapo (Zuckerrohrsaft), meine Erfindung.
Aber auch merkwürdiges: Von Cienfuegos sind wir abends losgefahren um am nächsten Vormittag bei Tageslicht auf den Cayos anzukommen. Ich fahre unter Motor und Großsegel mit regelrechter Beleuchtung, da zum Segeln zu wenig Wind ist. Um ca. 0330 bei stockdunkler Nacht hält ein Motorboot ca. 3 Meilen entfernt mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu und nach wenigen Minuten umkreist uns das Schnellboot 538 in geringer Entfernung. Sie leuchten mit Scheinwerfern und brüllen unverständliches Zeug. Auf Funkanrufe auf Kanal 16 und 2182 reagieren sie nicht. Ich leuchte und blende also mit meinem Scheinwerfer zurück und zucke fragend mit den Schultern und halte die Hände an die Ohren und zeige mein Handfunkgerät. Schließlich setzten sie sich direkt vor uns und stoppen, so daß ich die Fahrt aus dem Boot nehme. Wieder Gebrüll, ich verstehe so was wie baja la vela - sie wollen wohl, daß wir das Segel runternehmen. Das tun wir dann, einige Arbeit bei Nacht, und dann erwarte ich ein Prisenkommando, aber sie rauschen mit voller Fahrt davon. Wir setzen also das Segel wieder und fahren weiter.. Am Ankerplatz vor Cayo Oro kommt dann während ich schlafe Schnellboot 537 und fährt irgendwelche Manöver in meiner Nähe, von denen ich aber schlafend nichts mitkriege. Sie setzen auch ein Ruderboot aus, aber keiner kommt an Bord und dann verschwinden Sie irgendwann, so haben es mir jedenfalls Barbara und David erzählt.
Mal sehen, ob sie mich im nächsten Hafen verhaften wollen..

Liebe Grüße aus dem sonnigen Kuba Tags 38, nachts 25 Grad,

Euer Seefahrer, Abenteurer mit gebremstem Schaum

26.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Seit drei Tagen kommt der Wind aus Norden, ein sogenannter "Norder", der ab und zu den Passat ablöst und recht heftig sein kann. Hier an der Südküste aktuell aber nur bis 5 bft. Aber es ist kalt. Normalerweise trage ich an Bord eine Art Badeshorts und ein Hawaii- Hemd, gestern habe ich eine Jacke aus dem Schapp gekramt. Und letzte Nacht habe ich sogar eine Decke gebraucht. Das Thermometer zeigte tags 26, nachts 23 Grad. Unglaublich, daß es in Deutschland bei 26 Grad Hitzefrei gibt.. Da ist zum Frühstück Hummerstückchen mit Zwiebeln und scharfem Paprika das richtige zum Aufwärmen. Aber für die nächsten Tage rechne ich wieder mit Passat-Wetter und angenehmen Temperaturen.
Der Wind bläst gerade aus 50 Grad mit 15 Knoten und wir rauschen unter Groß und Genua mit 6-7 Knoten gen Westen, wo wir heute abend die Ensenada Puerto Frances ereichen möchten, an der Südwestspitze der Isla de la Juventud. Die Behörden in Cayo Largo waren freundlich und umständlich wie immer, von dem Schnellboot ist wohl nichts negatives gemeldet worden, die haben aber auch offensichtlich keinen Funk..

Liebe Grüße,
Euer Kuba-Fan

28.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Dienstag in Kuba.
Der Anker hat sich in 4 m Tiefe in weißen Sand eingegraben und die Bucht bietet perfekten Schutz gegen den herrschenden Nordostwind. 200 m von hier ist ein Korallenriff, das teilweise aus dem Wasser schaut. Durch die Schnorchelmasken sehen wir viele bunte Fische und anderes Leben im kristallklarem hellgrünem Wasser. Dann haben wir das Dingi an den Sandstrand gelegt und sind ein wenig spazieren gegangen. In einem Stückchen Urwald (Naturpark) einige Hinweisschilder auf bemerkenswertes, so ein "Fenster zum Mysterium" , ein 1 m großes waagerechtes Loch im Felsen, unten rauscht das Meer. Dann holt uns ein Wanderer mit Rucksack und Cascher ein, er ist Kubaner und sucht eine Gruppe englischer Studenten, die hier auf Exkursion sind. Nach 2 km finden wir die Gruppe, 15 Studenten, 2 Professoren, 2 kubanische Führer. Sie zelten hier 14 Tage in der Wildnis und machen Naturbeobachtungen. Mit ihnen sind wir dann in einer Höhle gelandet, in der 10000 Fledermäuse wohnen. Sie hängen in Gruppen zu 10 bis 50 am Höhlendach, teils tragen sie ihre Jungen auf dem Bauch. Und im Gesicht haben sie ein kleines Horn, wie Nashörner. Sie sind etwa 12 cm lang und haben vielleicht 18 cm Spannweite. Mehr vom Licht der Taschenlampen als von den Menschen gestört fliegen sie auf, kurz aus der Höhle raus und gleich wieder zurück, da ja die Sonne scheint. Die Studenten machen sich eifrig Notizen und der kubanische Biologe fängt 3 mit seinem Cascher. Sie wandern in einen mitgebrachten Käfig zur genaueren Untersuchung.

Liebe Grüße aus dem wieder sonnig-warmen Kuba,
Euer Jürgen

31.3.06
Hallo Ihr Lieben,

Die Bucht Laguna San Pedro liegt im Südwesten der Isla de la Juventud. Hier lassen wir den Anker fallen auf 4 m Schlammgrund und genießen die Abendsonne bei Keksen und Rum. Rundum geschützt von Mangroven liegt Leon de Mar trotz Ostwind 4 Bft ganz ruhig. Da kommt ein Motorbötchen mit dem Hafenmeister der nahen Marina Siguanea und einem Soldaten. Sie behaupten, der Ankerplatz hier sei unsicher und ich müßte in die Marina kommen. Wir einigen uns darauf, daß wir hier bleiben und alle Boots- und Crewinfos mitgeben.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Schlauchboot zur Marina, haben aber das Despachio (Befahrenserlaubnis) nicht dabei. Wir wollen mit dem Bus ins 40 km entfernte Nueva Gerona, der Hauptstadt der Isla dela Juventud. Die Einheimischen zahlen für den Bus wenige Pesos, wir löhnen 10 CUC entspr. 10 Euro.
Nueva Gerona ist ein kleines Städtchen an einem dreckigen Fluß. Hier legen Katamaranfähren aus Batabano an, die eine schnelle Verbindung zur Hauptinsel sicherstellen. Touristen gibt es kaum, In der Marina liegt eine Yacht aus Australien. Im örtlichen Markt gibt es nur sehr kleine Tomaten, einige Paprika und wenige Ananas. Auf der Straße aber Schwarzhändler, die mich auf Zitronen und Eier ansprechen, so daß ich zumindest einige Eier erstehe. Dann spricht mich Raul auf Deutsch an, er ist Gymnasiallehrer für Geschichte und zeigt uns dann die Stadt. Mit dem privaten Taxi fahren wir zurück zur Marina, auch nicht teurer, als der Bus. Die Insel ist im wesentlichen platt und neben Orangen- und Grapefruit- Plantagen findet man große Flächen Brachland und einige Wälder, teils mit Pinien ( ursprünglicher Name Isla de Pinas), teils Kokospalmen. In der freien Landschaft hin und wieder halb verfallene Plattenbauten, die Schulen sind und denen die Insel wohl den Namen Isla de la Juventud verdankt. Es handelt sich um Internate für z. B- Namibier, Saharauis, Angolaner und andere, wobei die einzelnen Nationalitäten unter sich bleiben und weit ab von jedem Kontakt untereinander und zu Kubanern außer den Lehrern. Sie sollen hier Gymnasialausbildung erhalten, so jedenfalls Raul. Zurück im der Marina besteigen wir das Gummiboot mit der Auflage, die Papiere zur Hafenpolizei zu bringen. Da der Weg mit dem Schlauchboot weit und naß ist, fahre ich mit Leon de Mar vor die Hafeneinfahrt und werfe dort den Anker. Der Hafen selbst ist zu klein für unsere Yacht. Der Hafenpolizist studiert lange mein Despachio und macht schließlich seine Stempel. Ich fahre zurück zu Leon de Mar und verhole wieder in die schön geschützte Bucht. Doch bevor ich den Anker fallen lassen kann, holt mich der Hafenmeister mit seinem Bötchen und einem Polizisten mit einer Kalaschnikow im Anschlag ein und behauptet, wir müßten zurück zum Ankerplatz vor der Hafeneinfahrt, in der Bucht sei "es nicht sicher". Wir also wieder zurück zum ungeschützten Ankerplatz. Zum Glück ist der Wind eingeschlafen und die Wellen sind klein. So muß ich morgen früh mein Despachio wiederholen und will dann schnell weg von diesem ungastlichen Ort.

Liebe Grüße,
Euer Jürgen

3.4.06
Hallo Ihr Lieben,

Nach einem faulen Tag bei Cayo San Felipe heute ein Super-Segeltag mit Spi- und Raumschot-Kursen nach Maria La Gorda. Nach grünem Wasser bei den Cayos rauscht Leon de Mar mit 7 Knoten durch blaues Wasser, über 1000 m tief. Den ganzen Tag begegnet uns kein Fahrzeug in diesem zweitschönsten Segelgebiet der Welt ( nach Norwegen) Plötzlich an stb. schäumendes Wasser. Es ist aber kein unerwarteter Korallenkopf, sondern ca. 50 Delphine, die schnell näherkommen und dabei große Sprünge durch die Luft machen. Und dann spielen sie in unserer Bugwelle. Bemerkenswert, wie Mutter und Kind Delphin nebeneinander synchron schwimmen. Nach 15 Minuten ziehen sie ab.
Die ganze Zeit schleppe ich einen Angelhaken nach, den ich mangels Angelleine an eine 40 m lange Flaggenleine gebunden habe. Statt Blei habe ich einen Schäkel und statt Köder die letzten 12 cm der Leine mit Alupapier umwickelt. Das richtige Angelzeug haben diverse Fische mitgenommen. Gefangen habe ich aber so noch nichts. David hat da mehr Glück. Fast täglich zieht er einen Barakuda aus dem Wasser, bis ein größerer Tunfisch auch ihm den Köder und die Angelleine entführt. Aber Barakuda ist lecker, besonders als Abwechslung nach so viel Lobster. Und nachmittags um 5 fällt der Anker in Maria La Gorda. Ich denke ich bin gar nicht in Kuba. Keine Polizei zu sehen, wir können uns ungestört unter die Hotelgäste mischen. Maria Le Gorda ist ein Taucherparadies, die meisten Touristen kommen aus Kanada und England. Nach leicht abfallendem Sandstrand finden sich in 4 m Tiefe Korallen mit buntem Leben in kristallklarem Wasser. ca. 200 m vor der Küste fällt dann der Grund fast senkrecht ab auf 1000 m, dort ist das Paradies der Druckflaschen-Taucher. Nach längerem Suchen finde ich das Büro der Guarda Frontera in einem unscheinbaren Schuppen. Alles verrammelt. 5 min nach energischem Klopfen erscheinen 2 verschlafene Polizisten und machen sich an ihren Papierkrieg..

Liebe Grüße,
Euer Kubafan

Hallo Ihr Lieben,

Aedes Aegypti muß ein schreckliches Untier sein. In der Parteizeitung war ihr eine ganze Seite gewidmet. Und zwar in der Jugendbeilage. Die Jugend von Cienfuegos befindet sich im Kampf gegen Aedes Aegypti. Dazu haben sich alle Jugendgruppen der CDR s (Komitee zur Verteidigung der Revolution) zusammengefunden. Im CDR muß jeder Kubaner organisiert sein. Jeweils einige Straßenzüge oder Häuserblocks bilden ein CDR. Das tagt dann ab und zu, dabei soll man sich wohl gegenseitig bespitzeln, hinzugehen ist aber keine Pflicht. Jedenfalls gehen die kampfbereiten Jugendlichen jetzt von Haus zu Haus und unterweisen die Bewohner in Abwehrmaßnahmen gegen Aedes Aegypti. In der ganzen Zeitungsseite war weder erläutert, wer denn nun dieser Aedes Aegypti ist, noch, was er für Schaden anrichtet und auch nicht wie man sich gegen ihn wehren kann. Da muß man wohl auf die Jugendlichen warten.. Jedenfalls drücke ich beide Daumen, daß es den Jugendlichen gelingt, den Schädling auszurotten. Es handelt sich um eine Stechmücke, die auch in kleinen Süßwasser.Reservoiren Eier legt, wie z.B. in den Wassertonnen, die in Kuba die Zeiten ohne Frischwaser aus der Leitung ersetzen. Sie kann Krankheiten wie Dengue-Fieber übertragen.

Liebe Grüße aus Kuba,
Euer Skipper Jürgen

Montag, 10. April
Hallo ,Ihr Lieben,

Der kubanische Alltagswahnsinn hat mich wieder: Ich habe mir von Deutschland Ersatzteile im Wert von ca. 30 Euro mit Luftfracht nach Havanna schicken lassen. Vom deutschen Versender hatte ich die Nachricht, daß ich das Paket persönlich beim Flughafen-Zoll abholen müsse und mir zu dem Zweck auch zwei Dokumente faxen lassen. Ich fahre also mit dem Taxi zum Flughafen, lege beim Zoll (Aduana) meine Papiere vor und werde dann zu einem anderen Schalter geschickt. Die Zollbeamtin prüft die Papiere, inzwischen sind es sechs, und sagt dann, ich müsse zu einem anderen Gebäude ganz am Ende der Straße. Dort eine Sicherheitskontrolle, meine Paßdaten werden aufgeschrieben, (die Beamtin findet im Paß aber nur die Vornamen) und ich bekomme einen Besucherausweis zum anstecken. Dann finde ich das Haus und darin eine kleine Menge Wartender auf Stühlen, hinter Glas mehrere Beamten und Beamtinnen, die offensichtlich nichts tun. Ich gehe also zum Schalter und zeige meinen Papierstapel. Nach 10 min. Warten kommt ein Beamter und erklärt, das Paket müsse in dem Haus, wo ich vorher war, abgeholt werden.
Ich also zurück und werde dort in ein anderes Zimmer gebeten, offenbar zu einer Art Abteilungsleiterin. Sie prüft meinen Papierstapel und sagt, ich müsse erst vom Zollbüro in der Marina eine Bescheinigung haben, daß mein Schiff dort liegt, sonst gebe es das Paket nicht. Also mit dem Taxi unverrichteter Dinge wieder zurück zur Marina. Dort im Zollbüro ein Beamter, dar mir sagt, die Bescheinigung müsse vom Hafenmeister ausgestellt werden, er würde sie dann unterschreiben: Ich also ins Hafenmeisterbüro, wo ich ihn am Ausgang treffe auf dem Weg zur Mittagspause. Ich solle ein wenig warten, dann käme eine Frau und würde die Bescheinigung ausfüllen. Nach 15 min erscheint eine hilfsbereite Frau und tippt eine Bescheinigung in ihren Computer (!), druckt sie zweifach aus und unterschreibt. Aber der Zoll muß noch unterschreiben. Ich also zurück ins Zollbüro, dort ist inzwischen Wachwechsel gewesen und drei Damen sind nicht zu einer Unterschrift zu bewegen, ich müsse zum Chef der Aduana. Der residiert ca. 2 km entfernt. Aber mit dem Dinghi erreicht man ihn schneller. Ich lasse also das Beiboot ins Wasser, schraube den Motor dran und fahre zum Chef des Zollbüros. Der unterschreibt und sagt mir dann, ich könne die Sendung aber nicht persönlich abholen, ich müsse zu einer Agentur, die nächste sei beim Hotel Palco in der Nähe der Marina. Vorher müsse ich aber die Zweitschrift seiner Bescheinigung noch im anderen Zollbüro abgeben. Die Nähe entpuppt sich als ca. 5 km. Im Hotel weiß man zunächst nichts von der Agentur, dann schickt mich die Rezeptionsdame aber 2 Straßen weiter nach links, dort finde ich eine Agencia Palco. Eine nette ältere Dame klärt mich auf, daß ich bei der falschen Agentur gelandet sei, ich müsse zurück zum Hotel und genau auf der anderen Straßenseite die erste Straße links nehmen und dann ca. das 5. Haus.. Dort finde ich tatsächlich die Agencia aduanal Palco. Und darin wieder zwei Damen vom Zoll, die mir sagen, daß diese Agentur seit 2 Jahren solche Dienste nicht mehr macht, ich solle morgen früh zum Flughafen fahren, da sei eine Agentur "Caribe Cargo" die mein Paket dann ausliefern würde.. mal sehen..

Liebe Grüße von eurem Irrfahrer

Dienstag 11. April.
Hallo,

Heute war ich wieder am Flughafen auf der Suche nach meinem Paket. Im Büro der "Caribe Cargo" trifft mein Taxifahrer, ein pensionierter Polizeibeamter mit einem alten Jeep, einen Kollegen aus früheren Zeiten, der für das Fernsehen arbeitet und für Importe fürs Fernsehen die Zollformalitäten regelt. Der will die Sache beschleunigen. Er kennt hier alle Beamten. Er geht also zum stellvertretenden Chef des Zolls und bekommt Auskünfte, die ich nicht verstehe. Zumindest müssen wir mit dem Papierstapel zu einem weiteren Beamten (?), dem eine Übersetzung der Rechnung ins Englische oder Spanische fehlt. Die vorgelegte "Airwaybill" gilt da nicht als Rechnung. Auf der Rechnung von SVB sind 2 Posten: 1. Das Lager für ca. 28 Euro und 2. die Frachtkosten 150,- Euro. Ich dachte, daß nach ausführlicher Erklärung das Mißverhältnis zwischen einem Lager und 2 Rechnungsposten aufgeklärt ist. Aber: Nach ca. 2 Stunden ist die Übersetzung fertig und wir marschieren zu einer Lagerhalle, wo Zollbeamtinnen den Papierstapel prüfen und dann kommt die Nachricht, daß ich das Paket nicht mitnehmen kann, es werde ausgeliefert gegen eine Rechnung.
Ich fahre also mit dem Taxi wieder zum Boot. Außer dem ganzen Montag und dem halben Dienstag habe ich bisher 65 Euro in Taxigelder investiert. Und nachmittags um 4 kommt eine Zollbamtin mit einem jungen Mann, der ein Paket und eine Rechnung präsentiert. Ich soll 115,- CUC (Euro) zahlen. Jetzt habe ich die Faxen dick und akzeptiere die Rechnung nicht, Zoll und Lieferagent nehmen dann das Paket wieder mit. Für die fast 300 Euro, die ich in die mißglückte Aktion gesteckt habe, hätte ich mir besser in der Altstadt von Havanna die Hucke vollgesoffen, so bin ich jetzt 2 Tage hier und habe außer Straßen, Zollgebäuden und Castros Wohnsitz, an dem wir vorbeigefahren sind, noch nichts gesehen.. Aber der heutige Abend verspricht spannend zu werden. Ein Wächter - hier laufen ständig ungefähr 12 Wächter rum - besitzt ein altes DDR-Motorrad und ich soll ihm Ersatzteile beschaffen. Seine Frau spreche Deutsch. Ich soll heute Abend nach Dienstschluß zu Ihnen zum Essen kommen.. Leider funktioniert der E-Mail Verkehr hier nicht, so daß ich nur verspätet senden kann.

Liebe Grüße aus dem Land des Wahnsinns,
von Jürgen

Nachtrag am 16.4.:
Bei der Abreise muß ich beim Zoll mich abmelden.Da sagt der Beamte, hier sei noch ein Paket für mich und bastelt 20 min. an einem handgeschriebenen Brief in doppelter Ausführung, in dem ich den Empfang des Paketes bestätige, ich unterschreibe beide , und er händigt mit mein Lager aus.. 3 Tage vorher hätte ich es noch einbauen können.

20.4.06
Hallo Ihr Lieben,

Die letzten Tage in Havanna waren wieder wunderschön und anstrengend- Musik bis in die späte Nacht. Die Kubaner im Stadtzentrum werden aber von einer Policia Especial überwacht, die jeden verhaftet, der mit Ausländern spricht. Ein netter Lehrer hat uns in der Altstadt herumgeführt und uns dies und jenes gezeigt. Er hat erzählt, er sei mal 6 Tage bei Wasser ohne Brot eingelocht gewesen, weil er mit Ausländern erwischt worden sei. Das war zumindest in Santiago lockerer. Havanna ist sonst eine Großstadt mit vielen neuen Hochhäusern, die besseren Hotels, die vergammelteren Wohnungen für Einheimische, gepflegten Boulevards, besonders im Botschaftsviertel und der historischen Altstadt, die zum "Weltkulturerbe " erklärt worden ist und wo bereits kräftig renoviert wird. Also nicht alles Bruchbuden, wie im Südosten. Den Abschied von Kuba haben wir dann in einer Disko (Freiluft neben einem Pool) gefeiert.
Das Ausklarieren ging für kubanische Verhältnisse schnell. (Drogenhund, 6 Beamte, 6 Papiere, 2 Stunden) und so sind wir So. Nachmittag losgefahren und Di Früh in Freeport Bahamas eingelaufen, direkt zu einer Werft, wo ich mein Wellenlager einbauen wollte. Wir sind jetzt wieder im Westen angekommen, die Tomaten schmecken nach Wasser und die Dollars verschwinden ganz schnell. Immigration 15 Dollar Zoll / Befahrenserlaubnis 300 Dollar Werft: 700 Dollar Drinks 6 Dollar (Disko in Kuba 12 Euro mit "all inclusive" Getränke nach Wunsch und Essen) Und die Bahamer haben die Ruhe weg. Peter, der Werftchef hat für Propeller abschrauben, Welle ziehen, altes Lager entfernen, neues Lager anpassen, alles wieder zusammensetzten zunächst 2 Tage für 2 Leute = 32 Stunden Arbeit kalkuliert. Und nach dem Slippen passierte erst mal gar nichts, also habe ich alles auseinandergebaut und dann habe ich denjenigen gefunden, der das Lager außen passend drehen sollte. Das hat mit langwierigem Maschineeinrichten dann fast 2 Std. gedauert. Dann sollte ein anderer Kollege alles einbauen, der kam aber nicht, so daß ich alles gemacht habe. Gestern Abend war ich fertig und jetzt warte ich seit Stunden auf die Auskunft, ob eine Wellenanode verfügbar sei. Aber Peter hat uns ein Auto gegeben, mit dem wir in die Stadt fahren, einkaufen und das Nachtleben unter amerikanischen Touristen genießen konnten. Technisch ist diese Werft bestens ausgerüstet, aber so langsames Arbeiten wie hier, habe ich nicht für möglich gehalten. Aber heute (Donnerstag sollen wir noch abgeslippt werden und machen uns dann gleich auf den Weg nach Bermuda.

Viele liebe Grüße,
Jürgen

www.LeonDeMar-Mitsegeln.de
Yachtcharter Nordsee - Dr. Juergen Brenner - Herbartstr. 22 - 26122 Oldenburg
E-Mail: Jürgen Brenner